Einige Gedanken über das Kloster

Einige Gedanken über das Kloster

Wenn man heute das Wort „Kirche“ hört, werden verschiedene Wahrnehmungen so wie Vorstellungen und Meinungen wach. Es gibt nur wenige, die sagen würden, ich brauche sie nicht. Bei den meisten wird gesagt: Ja, die Kirche ist wichtig, aber um der Menschen willen. Sie meinen, die Kirche soll da sein, wenn jemand Hilfe braucht, wenn er mit Problemen zu kämpfen hat. Kirche wird dann oft verstanden als Unfallstation oder als moralische Anstalt oder als Sinnagentur. Wir sehen die Kirche nur um der Menschen willen. Soll es das Ganze sein, wenn wir die Kirche meinen? Und was ist mit Gott? Wir würden den Menschen keinen guten Dienst erweisen, wenn wir Gott verschweigen würden. Mit ihm steht alles auf dem Spiel.

In unserem Sprachgebrauch wird unter dem Begriff Kirche das Haus Gottes, als Gebäude verstanden und zugleich auch die geistliche Gemeinschaft der an Jesus Christus Glaubenden, auf seine Verheißungen Hoffenden und in seiner Nachfolge Liebenden wie sie Medard Kehl in seiner Dogmatik treffend definiert.

Die Christen, die wunderschöne Kirchen und Dome gebaut haben, wussten, dass wir mehr Raum brauchen als unseren Wohnraum. Wir wohnen hier nicht allein in der Welt, sondern Gott wohnt mit uns. Gott hat sich uns als Immanuel, Gott mit uns, offenbart. In Jesus Christus ist Gott uns ganz nahe geworden, er will alle Mühe des Lebens mit uns teilen. Er will, dass wir Leben haben und es in Fülle haben.

Das Haus Gottes unter den Menschen

Wenn wir uns unsere großartigen Kirchen und Dome nur von außen anschauen, wird mancher denken: Der hohe Raum, mit den Gewölben unter dem hohen Dach und dazu noch der noch höhere Turm mit Glocken, völlig unwirtschaftlich. Was bringt das denn? Kosten, sonst nichts. Und die prächtige innere Ausstattung dazu? Teurer Raum. Braucht das Gott? Sicher nicht, er hat die Welt und die Natur als viel schöneren Tempel erschaffen. Gott braucht dies nicht, aber wir Menschen brauchen es. Wir brauchen einen Raum für Gebet und Besinnung. Selbst die vielen kleinen Kapellen in der Nähe der Bauernhöfe, die lobenswert auch oft in unserem Kanton Zug die schöne Landschaft säumen, aber auch in vielen anderen Orten anzutreffen sind, bezeugen das. Hier öffnet sich ein Raum jenseits unserer Kalkulation und Nützlichkeitsberechnungen. Ein Raum für Gott. Wo der Mensch gegen alles Kalkül Gott Raum lässt, da kann er aufatmen, da kommt er zu sich selbst. Wir können als Kirche nichts Besseres tun, als diesen Raum freizuhalten „um der Menschen willen“. Dieser Raum, aus dem profanen Bereich herausgenommen und für das Sakrale geschenkt, ist ein Vorzeichen der neuen Stadt, die Gott uns bereitet und in der er selbst unter uns wohnt.

Bereits dem Volk Israel war diese Erfahrung als Nomadenvolk in der Wüste bekannt und in Gebeten und in Liedern der Psalmen zum Ausdruck gebracht: Seht das Zelt Gottes unter den Menschen. Das Wort „Zelt“ heißt auf Latein „tabernaculum“. Für uns Christen, die die Offenbarung Gottes aus der neutestamentlichen Perspektive sehen, ist die Erfahrung des Volkes Israel deutlicher und klarer geworden. Es erfüllt uns Christen mit Freude, wenn wir durch unsere Gemeinden gehen und fahren und in der Mitte der Gemeinde die Kirche mit dem aufragenden Turm wie mit einem erhobenen Zeigefinger sehen, um uns daran zu erinnern: Da ist die heilige Stätte, da wohnt Gott inmitten der Gemeinde, ein Gott mit uns, Gott der alle unsere Sorgen und die Last des Lebens mit uns trägt.

In unserer Wallfahrtskirche Maria Hilf Gubel wird der Tabernakel etwas mehr hervorgehoben als sonst. Nicht nur am Altar wo das Allerheiligste Sakrament in der Monstranz ständig zur Anbetung ausgesetzt ist, sondern auch dadurch, dass im Kloster Gubel von den Schwestern die ewige Anbetung seit über 170 Jahren gehalten wird und dem Herrn alle Anliegen der Menschen aus Nah und Fern vorgetragen werden. Es vergeht auch heute noch kaum ein Tag, am dem nicht das Telefon im Kloster Gubel klingt oder jemand persönlich vorbei kommt und die Schwester bittet, sein Anliegen dem Herrn vorzutragen. Aus diesem Grund wäre es schade, wenn dieser wunderbare Dienst an den Menschen, den die Schwestern von Gubel Jahrzehnte lang mit großer Sorge und Respekt als ihre heilige Aufgabe gepflegt haben, nun zu Ende gehen würde. Die Sorgen und die Ängste der Menschen von heute werden nicht weniger. Umso mehr sind wir als Christen aufgerufen, diesen Dienst an den Menschen weiter zu tragen und zu unterstützen, als Kirche um der Menschen willen. Wir wollen es tun im Glauben an den Herrn, der Mensch geworden ist, um unseres Heiles willen. Wir danken allen Christen, die hier ihr Verständnis und ihre Hilfe aufbringen.

Dr. Miro Gombita, PhD, Spiritual

Im Lübecker Dom befinden sich die folgenden Christusklagen:

Ihr nennt mich Meister-und fragt mich nicht. Ihr nennt mich Licht-und seht mich nicht. Ihr nennt mich Wahrheit-und glaubt mir nicht. Ihr nennt mich Weg-und geht mich nicht. Ihr nennt mich Leben-und begehrt mich nicht. Ihr heißt mich weise-und folgt mir nicht. Ihr heißt mich schön-und liebt mich nicht. Ihr heißt mich reich-und bittet mich nicht. Ihr heißt mich ewig-und sucht mich nicht. Ihr heißt mich barmherzig-und traut mir nicht. Ihr heißt mich edel-und dient mir nicht. Ihr heißt mich allmächtig-und ehrt mich nicht. Ihr nennt mich gerecht-und fürchtet mich nicht.

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